Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis (EOTRH) ist eine chronische Zahnerkrankung bei Pferden, die hauptsächlich die Schneidezähne betrifft. Sie wird durch einen schleichenden Prozess der Zahnauflösung (Resorption) und übermässige Ablagerung von Zahnzement (Hypercementosis) charakterisiert. Diese Erkrankung ist oft schmerzhaft und führt zu Zahnlockerungen und Entzündungen des Zahnhalteapparates.
Studien und Berichte zeigen, dass EOTRH insbesondere bei älteren Pferden ab 15 Jahren häufiger auftritt und dabei Robustrassen wie Isländer und Haflinger besonders betroffen sind.
Symptome
EORTH macht sich in der Regel durch folgende Symptome bemerkbar:
- Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme
- Schmerzen im Maul
- Vermehrte Zahnsteinbildung
- Mundgeruch
- Zahnfleischprobleme
- Erhöhter Speichelfluss
- Lockerung der Zähne
- Probleme beim Trinken (Widerwille gegen kaltes Wasser)
- Futterreste zwischen den Zähnen
Ursachen
Die genauen Ursachen von EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis) sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass mehrere Faktoren zur Entwicklung der Krankheit beitragen könnten:
- Alter:
EOTRH tritt häufiger bei älteren Pferden auf, insbesondere ab einem Alter von 15 Jahren. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Alterungsprozess und die damit verbundenen Veränderungen im Körper eine Rolle spielen. - Genetik:
Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung zur Anfälligkeit für EOTRH beitragen könnte. Bestimmte Rassen, wie Isländer und Haflinger, scheinen häufiger betroffen zu sein. - Mechanische Belastung:
Zu lange Schneidezähne und eine unzureichende Abnutzung der Zähne können zu einer mechanischen Überlastung führen, die die Entwicklung von EOTRH begünstigt. - Hypovitaminose und Mineralstoffmangel:
Ein Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen wie Vitamin D, Zink und Kupfer kann die Zahngesundheit beeinträchtigen und möglicherweise zur Entstehung von EOTRH beitragen.
- Autoimmunreaktionen:
Es wird vermutet, dass EOTRH eine autoimmune Komponente haben könnte, bei der das Immunsystem des Pferdes körpereigene Zellen angreift und dadurch die Zähne schädigt. - Bakterielle Infektionen:
Eine bakterielle Infektion des Mundraums wird als möglicher auslösender Faktor diskutiert. Bakterien könnten Entzündungen verursachen, die zu Zahnresorption und Hypercementosis führen. - Umweltfaktoren:
Es wird nicht ausgeschlossen, dass Umweltfaktoren wie die Belastung mit Pestiziden (z.B. Glyphosat) eine Rolle spielen könnten. - Stress und chronische Erkrankungen:
Ein erhöhter Kortisolspiegel aufgrund von Stress oder chronischen Erkrankungen kann Entzündungen verstärken und die Anfälligkeit für EOTRH erhöhen.
Diagnose
Die Diagnose von EOTRH erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und radiologischen Methoden. Zu Beginn überprüft einer unserer Tierärzte das Maul des Pferdes auf sichtbare Anzeichen wie Zahnfleischrückgang, Schwellungen oder Rötungen sowie das Vorhandensein von kleinen roten Punkten oder Fisteln. Diese Anzeichen können Hinweise auf entzündliche Prozesse und Zahnresorptionen geben.
Ein entscheidender Schritt in der Diagnose ist die Anfertigung von Röntgenbildern. Diese ermöglichen es, die inneren Strukturen der Zähne und des Kieferknochens zu beurteilen. Auf den Röntgenbildern sind typischerweise Veränderungen wie Zahnauflösung und übermässige Bildung von Zahnzement sichtbar. Die Bilder zeigen oft deformierte Zahnwurzeln und geschwulstartige Zubildungen an den Zahnhälsen, die für EOTRH charakteristisch sind.
Zusätzlich kann der Tierarzt Tests durchführen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschliessen und die Diagnose zu bestätigen.
Behandlung
Die Behandlung von EOTRH zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Pferdes zu verbessern, da eine Heilung der Erkrankung nicht möglich ist. Meist werden die betroffenen Schneidezähne gekürzt und so der Kaudruck genommen, damit meist die Schmerzen reduziert werden. Wenn diese Massnahme nicht hilft oder die Zähne zu stark geschädigt oder locker sind, hilft häufig nur noch die Entfernung der betroffenen Zähne. Die Entfernung der Zähne führt meist zu einer sofortigen Schmerzreduktion und ermöglicht dem Pferd eine bessere Nahrungsaufnahme.
Neben der Zahnentfernung wird häufig eine unterstützende Schmerztherapie eingesetzt. Diese kann die Verabreichung von Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten umfassen, um das Wohlbefinden des Pferdes zu fördern. Es gibt spezielle Zusatzfuttermittel (hohe Vitamin-D3-Konzentration), die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen sollen. Darüber hinaus ist eine angepasste Ernährung wichtig, um sicherzustellen, dass das Pferd trotz der Zahnprobleme ausreichend Nährstoffe erhält. Weichere Futtermittel oder speziell zubereitete Nahrungsmittel können das Fressen erleichtern und Stress vermeiden. Wir beraten Sie gern entsprechend.
Regelmässige zahnärztliche Kontrollen sind ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Durch kontinuierliche Überwachung können weitere Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Prävention
Die Prävention von EOTRH erfordert eine Kombination aus guter Zahnpflege, regelmässigen tierärztlichen Kontrollen und einer ausgewogenen Ernährung.
Alle 6 bis 12 Monate – je nach individuellem Bedarf – sollte die Zahngesundheit des Pferdes durch einen Tierarzt kontrolliert werden, um frühe Anzeichen von EOTRH zu erkennen und rechtzeitig behandeln zu können. Diese Kontrollen beinhalten das Röntgen der Zähne, um versteckte Schäden frühzeitig aufzudecken.
Eine ausgewogene Ernährung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Pferde sollten mit ausreichend Mineralstoffen und Vitaminen, insbesondere Vitamin D, Zink und Kupfer, versorgt werden. Diese Nährstoffe sind essentiell für die Zahngesundheit und den Erhalt des Zahnhalteapparates. Eine ausgewogene Fütterung trägt dazu bei, Mangelzustände zu vermeiden, die zur Entstehung von Zahnproblemen beitragen könnten.
Gute Mundhygiene ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Prävention. Regelmässiges Reinigen der Zähne und des Zahnfleisches kann die Ansammlung von Plaque und Zahnstein verhindern, die zu Entzündungen führen können. In manchen Fällen kann das Füttern von speziellen Futtermitteln, die die Zähne reinigen, hilfreich sein.