Kolik bei Pferden ist ein Sammelbegriff für Schmerzen in der Bauchhöhle, die durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden können. Die Symptome und Risikofaktoren können je nach Jahreszeit variieren. Im Frühling und Sommer, wenn frisches Gras zur Verfügung steht, kann es aufgrund des hohen Fructangehalts (Fructan zählt zu den Kohlenhydraten) und der schnellen Futterumstellung zu Verdauungsstörungen kommen. Im Herbst und Winter können geringere Bewegung und die Umstellung auf raufaserreiches Futter, wie Heu, der Grund für Verdauungsprobleme sein. Unabhängig von der Jahreszeit ist es wichtig, auf Anzeichen einer Kolik sorgfältig zu achten und schnell zu handeln, da diese für das Pferd lebensbedrohlich sein kann. Typische Symptome einer Kolik sind unter anderem Unruhe, Scharren, wiederholtes Hinlegen und Aufstehen, Schwitzen, das Schlagen mit den Hinterbeinen auf den Bauch sowie ein fehlender oder verminderter Kotabsatz.
Da wir wissen, dass gerade Koliken Pferdebesitzer schnell in grosse Sorge versetzen, haben wir auf dieser Seite einige Erste-Hilfe-Tipps sowie detaillierte Informationen zu Ursachen, Symptomen, der Diagnose und Behandlung von Koliken sowie präventive Massnahmen zusammengefasst.
Erste-Hilfe-Tipps
Bei Verdacht auf Kolik beim Pferd sind schnelles Handeln und die richtigen Erste-Hilfe-Massnahmen entscheidend, um das Wohlbefinden des Tieres zu unterstützen und mögliche Komplikationen zu minimieren, bis der Tierarzt eintrifft. Hier einige wichtige Erste-Hilfe-Tipps:
1. Ruhe bewahren:
Bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie, das Pferd zu beruhigen. Stress kann die Situation verschlimmern.
2. Rufen Sie Ihren Tierarzt an:
Kontaktieren Sie unsere Klinik unter +41 62 885 30 20. Über diese Rufnummer sind wir rund um die Uhr für Sie erreichbar. Die Tierärztin/Der Tierarzt wird mit Ihnen die nächsten Schritte besprechen.
3. Beobachten Sie die Symptome:
Notieren Sie – während Sie auf die Ankunft der Tierärztin/des Tierarztes warten – die beobachteten Symptome, einschliesslich der Häufigkeit des Hinlegens, des Wälzens, des Schwitzens und anderer auffälliger Verhaltensweisen. Dies kann der Tierärztin/dem Tierarzt helfen, eine schnellere und genauere Diagnose zu stellen.
4. Entfernen Sie Futter:
Entfernen Sie sofort alle Nahrungsquellen, um eine weitere Aufnahme zu verhindern. Wasser sollte jedoch weiterhin zur Verfügung stehen, es sei denn, die Tierärztin/der Tierarzt rät explizit davon ab.
5. Leichte Bewegung:
Wenn das Pferd dazu bereit ist und keine extremen Schmerzen zeigt, kann ein leichtes Führen helfen. Es stimuliert die Darmtätigkeit und kann helfen, Gasansammlungen zu reduzieren. Vermeiden Sie jedoch, das Pferd zu überanstrengen oder zum Laufen zu zwingen.
6. Vermeiden Sie Medikamente ohne Rücksprache:
Geben Sie dem Pferd keine Schmerzmittel oder andere Medikamente, ohne vorher mit der Tierärztin/dem Tierarzt gesprochen zu haben, da dies die Symptome verschleiern und die Diagnose erschweren kann.
Die frühzeitige Erkennung der Symptome und das schnelle Handeln können entscheidend sein, um das Leben eines Pferdes zu retten. Eine Kolik sollte immer als Notfall betrachtet werden, daher ist es wichtig, bei den ersten Anzeichen umgehend die Tierärztin/den Tierarzt zu kontaktieren. Bei sehr schweren Koliken kann es sein, dass das Pferd seine Umgebung nicht mehr so genau wahrnimmt und sich aufgrund der starken Schmerzen unkontrolliert ablegt oder wälzt. Bitte achten Sie in diesen Fällen besonders darauf, nicht verletzt zu werden, halten Sie ausreichend Abstand zu Ihrem Pferd und achten Sie darauf z.B. nicht zwischen Boxenwand und Pferd eingeklemmt zu werden.
Symptome
Die Symptome einer Kolik bei Pferden können vielfältig sein und sich in Abhängigkeit von der Ursache und Schwere der Erkrankung sowie des individuellen Schmerzempfindens des Pferdes unterscheiden. Bei dem geringsten Verdacht auf eine Kolik sollte umgehend ein Tierarzt kontaktiert werden, da eine Kolik ernsthafte gesundheitliche Probleme signalisieren und in einigen Fällen lebensbedrohlich sein kann.
- Unruhe und auffälliges Verhalten
- intensives Wälzen
- übermässiges Schwitzen
- Appetitverlust
- verminderter oder fehlender Kotabsatz
- Blähungen
- erhöhte Atemfrequenz
- Scharren und/oder Schauen in die Bauchgegend
- Lecken von Gegenständen oder ungewöhnliches Kauen, vermehrtes Gähnen oder Flehmen
- geringe bis keine Darmgeräusche
- Streckhaltung
- erhöhte Herzfrequenz
Ursachen
Kolik bei Pferden kann durch eine Vielzahl von Ursachen hervorgerufen werden, die von harmlosen Verdauungsstörungen bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen reichen. Die Hauptursachen lassen sich in einige grundlegende Kategorien einteilen:
Verdauungsbedingte Ursachen
- Futterwechsel:
Plötzliche Änderungen in der Ernährung, besonders der Übergang von wenig zu viel Frischfutter, können Verdauungsstörungen verursachen. - Schlechte Futterqualität:
Verdorbenes oder schimmeliges Futter kann Verdauungsprobleme auslösen. - Überfressen:
Die Aufnahme grosser Mengen an Futter, besonders Getreide oder frisches Gras, kann zu einer Überladung und Fermentation im Magen führen, die Gas oder sogar eine Darmverstopfung verursachen kann. - Unzureichende Wasseraufnahme:
Eine geringe Flüssigkeitsaufnahme kann zu einer Verhärtung des Darminhalts und zu Impaktionskoliken (Blockierung des Darms durch feste Futtermasse) führen.
Managementbedingte Ursachen
- Bewegungsmangel:
Eingeschränkte Bewegung oder Stallruhe kann die Darmtätigkeit verlangsamen und das Risiko einer Kolik erhöhen. - Parasitenbefall:
Wurmbefall kann zu Entzündungen und Blockaden im Verdauungstrakt führen. - Stress:
Transport, Veränderungen in der Umgebung oder der Herde können Stress verursachen, der die Verdauung beeinträchtigt oder z. B zu Magengeschwüren führen kann.
Medizinische Ursachen
- Verdrehung des Darmes:
Eine der schwersten Formen der Kolik, die eine sofortige chirurgische Intervention erfordert. - Verstopfung:
Ansammlung von trockenem, festem Kot im Dickdarm, oft bedingt durch mangelnde Wasseraufnahme oder Bewegung. - Gasbildung:
Übermässige Gasansammlung im Darm kann schmerzhaft sein und ist oft die Folge einer Fermentation bestimmter Futtermittel. - Magengeschwüre:
Häufig bei Sportpferden, können Schmerzen verursachen, die zu kolikähnlichen Symptomen führen können. - Erkrankungen der inneren Organe:
Probleme mit Organen wie der Leber, Nieren oder dem Urogenitaltrakt können ebenfalls zu Bauchschmerzen führen. - Hormonelle oder metabolische Störungen:
Bestimmte Zustände, wie das Equine Metabolische Syndrom, können indirekt zu Koliksymptomen führen.
Behandlung
Nach einer eingehenden Untersuchung erhält der Kolik-Patient in der Regel schmerzstillende und krampflösende Mittel, die die Entkrampfung des Darmtrakts unterstützen und zu einer schnellen Verbesserung des Allgemeinzustandes führen sollten. In schwereren Fällen oder wenn konservative Methoden keinen Erfolg zeigen, kann allerdings auch eine chirurgische Intervention erforderlich sein. Diese Entscheidung wird basierend auf einer gründlichen Diagnose und der Einschätzung des Tierarztes getroffen. Operationen können notwendig sein um Darmverschlingungen zu korrigieren, Verlagerungen zu reponieren oder andere schwere Komplikationen zu behandeln.
Nach der Akutbehandlung ist eine sorgfältige Nachsorge entscheidend. In manchen Fällen umfasst sie die stationäre Aufnahme in unserer Klinik inkl. Rund-um-die-Uhr-Überwachung, die Anpassung der Fütterung und des Managements sowie gegebenenfalls die Gabe von Medikamenten, um die Erholung zu unterstützen und Rückfälle zu verhindern. Die enge Zusammenarbeit zwischen Pferdebesitzern und Tierärzten spielt insofern eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Behandlung und Erholung von Kolik.
Verhalten danach
Die Nachbehandlung einer Kolikepisode ist sowohl für die vollständige Erholung des Pferdes essentiell als auch um das Risiko eines erneuten Auftretens zu minimieren. Hier einige allgemeine Richtlinien:
1. Futterzufuhr: Nach einer Kolikepisode sollte das Futter langsam und in kleinen Mengen wieder verabreicht werden, um den Verdauungstrakt nicht zu überlasten. Die genaue Zusammensetzung und Menge des Futters richten sich nach der Ursache der Kolik und dem Gesundheitszustand des Pferdes.
2. Bewegung: Leichte Bewegung kann die Darmtätigkeit fördern und Verstopfungen vorbeugen. Die Intensität und Dauer der Bewegung sollte jedoch schrittweise erhöht werden, basierend auf der Empfehlung des Tierarztes.