Kreuzverschlag, auch als „Tying-Up“ oder „Azoturia“ bekannt, ist eine Erkrankung, die die Muskulatur des Pferdes betrifft und oft mit plötzlichen, starken Schmerzen und Bewegungsproblemen einhergeht. Diese Erkrankung tritt häufig bei Pferden während oder nach ungewöhnlich intensiver körperlicher Anstrengung auf und kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird, zu dauerhaften Schäden führen.
Symptome
Die Symptome eines Kreuzverschlags können plötzlich auftreten und sehr schmerzhaft für das Pferd sein. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Plötzliche Lahmheit:
Besonders nach intensiver Bewegung oder Anstrengung zeigt das Pferd eine plötzliche Schwäche oder Unfähigkeit, sich normal zu bewegen. - Muskelverspannungen und -härten:
Die betroffenen Muskeln sind hart und schmerzhaft, oft insbesondere im Bereich der Hinterhand. Schwitzen:
Übermässiges Schwitzen, auch wenn das Pferd sich nicht in körperlicher Anstrengung befindet.
- Erhöhte Herzfrequenz und Atmung:
Häufige Zeichen von Stress und Schmerz. - Verändertes Verhalten:
Das Pferd ist oft nervös, unruhig, scharrt oder reagiert schmerzempfindlich, wenn es bewegt wird. - Muskelkrämpfe:
Die betroffenen Muskeln können sich stark verkrampfen.
In schwereren Fällen kann das Pferd Schwierigkeiten beim Aufstehen haben oder sich nicht mehr normal bewegen.
Ursachen
Die genauen Ursachen des Kreuzverschlags sind noch nicht vollständig geklärt, es gibt jedoch mehrere Faktoren, die das Risiko erhöhen können:
- Übermässige körperliche Anstrengung:
Besonders bei nicht ausreichend vorbereiteten Pferden, die plötzlich intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen ausgesetzt sind, kann es zu Muskelverspannungen und Schäden kommen. - Störungen im Elektrolythaushalt:
Ein Mangel an wichtigen Mineralstoffen wie Kalium, Natrium und Kalzium kann die Muskelkontraktionen stören und zu einem Kreuzverschlag führen. Ernährungsfaktoren:
Eine zu kohlenhydratreiche oder unausgewogene Ernährung, die zu einem hohen Zucker- oder Stärkegehalt führt, kann das Risiko von Kreuzverschlag erhöhen.
- Genetische Veranlagung:
Einige Pferderassen, wie zum Beispiel American Quarter Horses sind anfälliger für diese Erkrankung aufgrund ihrer genetischen Veranlagung. - Stress:
Stressige Situationen oder Veränderungen im Umfeld (z.B. Transport oder Umzug) können das Risiko ebenfalls erhöhen.
Diagnose
Die Diagnose des Kreuzverschlags erfolgt in der Regel durch den Tierarzt anhand einer gründlichen Untersuchung und der Beobachtung der Symptome. Zu den häufigsten Diagnosemethoden gehören zunächst eine klinische Untersuchung, bei der der Tierarzt das Pferd gründlich auf Muskelverspannungen, Lahmheit und andere typische Symptome überprüft. Zusätzlich wird oft eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der eine Blutprobe entnommen wird, um auf erhöhte sogenannte Muskel-Werte wie z.B. die Kreatinkinase (CK) und Laktatdehydrogenase (LDH) zu überprüfen. Diese Enzyme sind Indikatoren für eine Muskelzerstörung und weisen auf Kreuzverschlag hin.
Ein weiterer möglicher Test ist die Urinuntersuchung, bei der eine Urinprobe auf Myoglobin untersucht wird. Myoglobin ist ein Protein, das in den Muskeln vorkommt und bei Muskelverletzungen über das Blut in den Urin gelangt. In schwereren Fällen oder bei wiederholtem Auftreten des Kreuzverschlags kann der Tierarzt auch eine Ultraschalluntersuchung durchführen, um mögliche Muskelverletzungen genauer zu diagnostizieren. Dieses bildgebende Verfahren hilft, eine umfassende Diagnose zu stellen und den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen.
Behandlung
Die Behandlung eines Kreuzverschlags hängt von der Schwere der Erkrankung und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes ab. In den meisten Fällen ist eine sofortige medizinische Behandlung erforderlich, um den Zustand des Pferdes zu stabilisieren und eine schnelle Genesung zu fördern. Zu den gängigen Behandlungsmöglichkeiten gehören zunächst Ruhe und Schonung: Das Pferd muss in den ersten Stunden oder Tagen nach dem Auftreten des Kreuzverschlags vollständig ruhen, um die Muskeln zu entlasten und weiteren Schaden zu vermeiden.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gegebenenfalls die Gabe von Elektrolytlösungen, um den Elektrolythaushalt des Pferdes wiederherzustellen und Muskelkrämpfe zu lindern. Zusätzlich können Schmerz- und Entzündungsbehandlungen, etwa mit nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAIDs), zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen beitragen. In manchen Fällen wird auch der Einsatz von Muskelrelaxantien in Erwägung gezogen, um die Muskulatur zu entspannen und weitere Beschwerden zu verringern. Die Gabe von Vitamin E und Selen kann sich positiv auf den Muskelstoffwechsel auswirken.
Für die langfristige Prävention von Kreuzverschlägen ist es wichtig, das Training anzupassen und eine ausgewogene Ernährung sowie regelmässige Bewegung sicherzustellen. Besonders wichtig ist es, das Pferd vor intensiven Trainingsphasen ausreichend aufzuwärmen, um die Muskeln optimal auf die Belastung vorzubereiten.
Bei schwerwiegenden oder wiederkehrenden Fällen kann eine langfristige Betreuung durch einen Tierarzt notwendig sein. In diesen Fällen kann mit Hilfe von Laboruntersuchung auch eine genetische Prädisposition/Erkrankung untersucht werden.