Lahmheiten bei Pferden sind Bewegungsstörungen, die durch Schmerzen oder mechanische Probleme in den Gliedmassen verursacht werden. Die Ursachen reichen von Verletzungen, wie Sehnenentzündungen und Frakturen, bis zu degenerativen Erkrankungen wie Arthritis. Früherkennung und gezielte Behandlung sind entscheidend für die Prognose und das Wohlbefinden der Pferde, sowie der Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit.
Symptome
Symptome von Lahmheiten bei Pferden können variieren, aber häufige Anzeichen sind:
- Unregelmässiger Gang
- Senken oder Heben des Kopfes, um das Gewicht von der schmerzhaften Gliedmasse zu nehmen
- Widerwillen, sich zu bewegen, insbesondere auf harten Böden oder bei engen Wendungen
- Schwellungen und erhöhte Wärme an den betroffenen Gliedmassen
- Ungewöhnliche Hufstellungen: Das Pferd entlastet die betroffene Gliedmasse, indem es diese weniger belastet oder eine andere Haltung einnimmt.
- Muskelverspannungen: Überbeanspruchung der gesunden Gliedmassen kann zu Muskelverspannungen und -schmerzen führen.
- Veränderungen der Gangart: Das Pferd kann sich steif oder ungeschmeidig bewegen und die Schritte verkürzen.
- Heutzutage werden die Symptome oft als „poor Performance“ bezeichnet, was bedeutet, dass das Pferd nicht die gewohnte, oder gewünschte Leistung zeigt.
Ursachen
Die Ursachen von Lahmheiten bei Pferden sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:
- Verletzungen von Sehnen, Bändern, Knochen oder Gelenken
- Erkrankungen von Sehnen, Bändern, Gelenken oder Wirbelsäule
- Akute oder chronische muskuläre Probleme
- Skelettanomalien, Fehlstellungen, Veränderungen in der Wirbelsäule
- Neurologische Funktionsstörungen oder Lähmungen
Eine genaue Diagnose der Ursache erfordert oft eine Kombination aus klinischer Untersuchung, bildgebenden Verfahren (wie Röntgen, Szintigraphie, MRT oder CT) und gegebenenfalls speziellen Tests (z.B. Nervenblockaden).
Diagnose
Die Diagnose von Lahmheiten bei Pferden beginnt mit einer gründlichen klinischen Untersuchung, bei der einer unserer Tierärzte das Pferd im Stand und in Bewegung beobachtet, um die betroffene Gliedmasse zu identifizieren. Anschliessend erfolgt eine manuelle Untersuchung der Gliedmassen, um Schmerzpunkte, Schwellungen oder Temperaturveränderungen festzustellen.
Bildgebende Verfahren spielen eine zentrale Rolle in der genauen Diagnose. Röntgenaufnahmen werden häufig verwendet, um Knochenanomalien zu erkennen. Ultraschalluntersuchungen bieten detaillierte Bilder von Weichteilstrukturen wie Sehnen und Bändern, wodurch Verletzungen oder Entzündungen in diesen Bereichen sichtbar gemacht werden können. Zudem können die Knochenoberfläche wie auch die Gelenke beurteilt werden.
Ein weiteres wertvolles bildgebendes Verfahren ist die Szintigraphie. Dabei wird ein radioaktives Isotop injiziert, das sich in Bereichen mit erhöhter Stoffwechselaktivität, wie bei Entzündungen oder Verletzungen, anreichert. Die resultierenden Bilder zeigen "heisse Punkte", die auf problematische Bereiche hinweisen, und sind besonders nützlich, um schwer lokalisierbare Lahmheiten zu identifizieren. Die Untersuchung ist vorallem auch hilfreich bei den „poor Performance-Fällen“ um ein ganzheitliches Screening zu machen.
In einigen Fällen kann darüber hinaus eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) erforderlich sein, um noch detailliertere Bilder der betroffenen Bereiche zu erhalten. Diese Verfahren sind besonders nützlich, um komplexe Verletzungen zu diagnostizieren, die mit Röntgen oder Ultraschall nicht ausreichend dargestellt werden können.
Zusätzlich können diagnostische Anästhesien, bei denen gezielt Nerven oder Gelenke betäubt werden, helfen, die genaue Schmerzquelle zu lokalisieren. Durch diese kombinierte Herangehensweise kann unser Tierarzt eine präzise Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung einleiten.
Behandlung
Die Behandlung von Lahmheiten bei Pferden beginnt mit der Identifizierung der zugrunde liegenden Ursache. Nach einer genauen Diagnose entwickelt der Tierarzt einen individuellen Behandlungsplan. Bei entzündlichen Prozessen können entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden, um Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren. Physiotherapie und kontrollierte Bewegung sind oft wichtige Bestandteile der Rehabilitation, um die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskulatur zu stärken. In schwereren Fällen kann eine chirurgische Intervention notwendig sein, um strukturelle Probleme zu beheben oder beschädigtes Gewebe zu reparieren.
Zusätzlich spielen unterstützende Massnahmen eine bedeutende Rolle. Orthopädische Hufbeschläge oder spezielle Bandagen können verwendet werden, um die betroffene Gliedmasse zu entlasten und die Heilung zu fördern. Regenerative Behandlungsmethoden wie die Injektion von Stammzellen oder plättchenreichem Plasma (PRP) sind innovative Ansätze, die den Heilungsprozess unterstützen können.
Regelmässige Nachuntersuchungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen uns, dem Pferdebesitzer und – soweit es sich um überwiesene Patienten handelt – dem Haustierarzt sind entscheidend, um den Fortschritt zu überwachen und den Behandlungsplan bei Bedarf anzupassen. Ziel ist es, die Beweglichkeit und Lebensqualität des Pferdes wiederherzustellen und langfristige Schäden zu vermeiden.
Verhalten danach
Nach einer Lahmheit ist das Verhalten eines Pferdes oft durch Anpassungen und Vorsicht geprägt. Pferde zeigen möglicherweise eine erhöhte Zurückhaltung bei bestimmten Bewegungen oder Aktivitäten, die früher Schmerzen verursacht haben. Pferde, die längere Zeit lahm waren, entwickeln dazu oft Muskelverspannungen oder -schwächen in den betroffenen Gliedmassen oder in den Gliedmassen, die zur Kompensation stärker belastet wurden.
Um das Vertrauen und die normale Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen, ist eine schrittweise und geduldige Rehabilitation notwendig. Diese umfasst oft eine Kombination aus kontrollierter Bewegung, Physiotherapie und gezielten Übungen zur Stärkung und Dehnung der betroffenen Muskulatur. Ein behutsames Wiederheranführen an frühere Leistungsniveaus ist wichtig, um das Risiko von Rückfällen zu minimieren und das Wohlbefinden des Pferdes zu gewährleisten. Regelmässige tierärztliche Überwachung und Anpassungen des Trainingsplans sind entscheidend für eine erfolgreiche Erholung.
Zusätzlich kann das Pferd mit Chiropraktik, Osteopathie, Magnetfeldtherapie wie z.B. Bemer oder Equiton unterstützt werden.
Des Weiteren ist auch eine angepasste und optimale Fütterung des Pferdes sehr wertvoll.