Magengeschwüre bei Pferden, auch als Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) bekannt, sind eine weit verbreitete Erkrankung. Es handelt sich um Verletzungen oder Läsionen in der Magenschleimhaut, die durch übermässige Magensäure verursacht werden. Studien haben gezeigt, dass die Häufigkeit von Magengeschwüren stark variieren kann, je nach Art des Pferdes und seiner Aktivität. Insbesondere Pferde, die intensiven Trainings- und Wettkampfbedingungen und damit einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind, sind von Magengeschwüren betroffen. So haben beispielsweise Rennpferde besonders hohe Fallzahlen bei Magengeschwüren; zwischen 53% und 93% der Pferde sind betroffen.

Symptome

Magengeschwüre bei Pferden können eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die je nach Schweregrad der Erkrankung variieren können. Hier sind die häufigsten Symptome, die bei Pferden mit Magengeschwüren auftreten:

  • Appetitlosigkeit, selektives Fressverhalten
  • Gewichtsverlust
  • Koliksymptome
  • Veränderungen im Verhalten
  • Schlechte Fellqualität
  • Schmerzen beim Reiten
  • Häufiges Gähnen, Flehmen oder Leerkauen
  • Abnormales Kotverhalten

Ursachen

Magengeschwüre bei Pferden entstehen durch eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die die Magenschleimhaut schädigen und die Magensäureproduktion beeinflussen. Die häufigsten Ursachen sind:

Fütterung

  • Unregelmässige Fütterung:
    Lange Futterpausen führen zur Übersäuerung im Magen, da Pferde kontinuierliche Fresser sind. Pferde, die nicht regelmässig gefüttert werden, haben ein höheres Risiko für Magengeschwüre.
  • Kohlenhydratreiche Diäten:
    Futtermittel mit hohem Getreideanteil und wenig Raufutter führen zu einer erhöhten Magensäureproduktion und können die Magenschleimhaut reizen.
  • Mangel an Raufutter:
    Heu und Gras fördern die Speichelproduktion. Speichel wirkt als Puffer der Magensäure. Eine Diät mit wenig Raufutter erhöht daher das Risiko für Geschwüre​.

Stress

  • Physischer Stress:
    Intensives Training und Wettkämpfe können die Magensäureproduktion steigern und die Schutzmechanismen der Magenschleimhaut beeinträchtigen​.
  • Psychischer Stress:
    Veränderungen in der Umgebung, Transport, Umstellung in der Herde oder soziale Isolation sind Stressfaktoren, die zur Entstehung von Magengeschwüren beitragen können​.

Medikamente, Krankheiten und andere gesundheitliche Probleme:

  • Begleiterkrankungen:
    Erkrankungen wie Koliken, Infektionen und andere entzündliche Zustände bedeuten Stress für den Körper und erhöhen das Risiko für die Entwicklung von Magengeschwüren​.
  • Parasitenbefall:
    Ein schwerer Befall mit Magendasseln kann mechanische Schäden an der Magenschleimhaut verursachen und die Entwicklung von Geschwüren fördern.
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika:
    Einige Medikamente, darunter die gängigsten Schmerzmittel, führen dazu, dass zu wenig Schutzfaktoren für die Schleimhautbarriere des Magens gebildet werden. Aus diesem Grund ist die Magenschleimhaut nun anfälliger und die Entstehung von Magengeschwüren wird dadurch begünstigt.

Managementpraktiken

  • Stallhaltung:
    Pferde, die überwiegend im Stall gehalten werden, haben ein höheres Risiko für Magengeschwüre im Vergleich zu Pferden, die ganztägig auf der Weide sind. Stallhaltung reduziert die Futteraufnahmezeiten und erhöht den Stress​​.

Die Kombination dieser Faktoren kann zu einem Ungleichgewicht zwischen schützenden und schädigenden Einflüssen im Magen führen und die Entstehung von Magengeschwüren begünstigen. Eine angepasste Fütterung, stressfreie Haltung und der verantwortungsvolle Einsatz von Medikamenten können das Risiko deutlich reduzieren.

Diagnose

Die Diagnose eines Magengeschwürs bei Pferden erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen unserer Tierärzte. Wir beginnen mit einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung des Pferdes. Dabei werden die Symptome erfasst und Informationen zu Fütterungspraktiken, Haltungsbedingungen und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes abgefragt, um potenzielle Ursachen und Risikofaktoren zu identifizieren.

Die zuverlässigste Methode zur Diagnose von Magengeschwüren bei Pferden ist die Gastroskopie. Bei diesem Verfahren wird ein flexibles Endoskop durch die Nüster des Pferdes in den Magen eingeführt. Die Gastroskopie ermöglicht eine direkte Sicht auf die Magenschleimhaut und die Identifizierung von Läsionen, Geschwüren oder anderen Auffälligkeiten. Das Pferd muss für diese Untersuchung mindestens 12 Stunden gefastet werden, damit der Magen leer ist und die Schleimhaut gut sichtbar ist.

Zusätzlich zur Gastroskopie können Blutuntersuchungen und Stuhlproben durchgeführt werden, um allgemeine Gesundheitsindikatoren zu überprüfen und andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschliessen.

Behandlung

Die Behandlung von Magengeschwüren bei Pferden umfasst mehrere Schritte, um die Heilung der Magenschleimhaut zu unterstützen und die Lebensqualität des Tieres zu verbessern. Zunächst sollten mögliche Stressoren identifiziert und möglichst eliminiert werden, da Stress einer der Hauptauslöser für Magengeschwüre ist. Eine regelmässige und angepasste Fütterung ist ebenfalls entscheidend. Pferde sollten häufig kleine Mahlzeiten erhalten, die hauptsächlich aus faserreichem Futter wie Heu bestehen. Der Anteil an Getreide und stärkehaltigen Futtermitteln sollte reduziert oder möglichst ganz aus der Futterration gestrichen werden, um die übermässige Ansäuerung des Magens zu vermeiden.

Medikamente spielen ebenso eine zentrale Rolle bei der Behandlung. Omeprazol ist ein weit verbreitetes Mittel, das die Produktion von Magensäure hemmt und so die Heilung der Geschwüre fördert. Zusätzlich können weitere Medikamente eingesetzt werden, um die Magenschleimhaut zu schützen und die Beschwerden zu lindern.

Durch eine Kombination aus medikamentöser Behandlung, angepasster Fütterung und stressfreier Haltung kann die Heilung von Magengeschwüren effektiv unterstützt und das Wohlbefinden des Pferdes nachhaltig verbessert werden​.

Verhalten danach

In der Regel empfehlen wir je nach Befund eine Kontrollgastroskopie, um den Heilungsverlauf zu kontrollieren. Sind die Magengeschwüre komplett abgeheilt, können in der Regel die Medikamente abgesetzt werden. Um die Entstehung neuer Magengeschwüre zu verhindern, empfehlen wir die angepasste Fütterung beizubehalten. Darüber hinaus kann mit speziellen Zusatzfuttermitteln der Magen-pH-Wert stabilisiert, die Regeneration der Magenschleimhaut unterstützt und damit die Entstehung neuer Magengeschwüre erschwert werden.

Die Beobachtung des Verhaltens und der körperlichen Anzeichen des Pferdes ist essenziell. Veränderungen im Fressverhalten, Gewichtsverlust oder Anzeichen von Unbehagen können Hinweise darauf sein, dass ein neues Geschwür entsteht. In solchen Fällen ist eine Rücksprache mit einem unserer Tierärzte notwendig, um weitere Massnahmen zu ergreifen.

Grundsätzlich ist es nach einem Magengeschwür wichtig, die Fütterungs- und Managementpraktiken des Pferdes langfristig zu überdenken, um zukünftige Probleme zu vermeiden. Unsere Tierärzte werden Sie selbstverständlich entsprechend beraten.